Wir sind pakilis — von jungen Gründerinnen 



Wir werden oft gefragt, wie das denn so ist als junge Frauen ein Unternehmen zu führen. Zu Beginn kam außerdem ständig die Frage “was wir denn arbeiten” … als könne man mit Silberschmuck aus fairem Handel kein Geld verdienen. Und die Anmerkung, “dass das doch keine gute Idee sei, so direkt nach dem Studium ohne Erfahrung”. Wir fanden und finden es eine reichlich gute Idee und wollen uns keinen anderen Weg für uns vorstellen. Gerne lassen wir euch teilhaben an unseren Erfahrungen der letzten Jahre — einer unglaublich tollen Zeit mit vielen Herausforderungen und Erfolgen.

Selbstständigkeit als erster Job


Um diesen Zweifel gleich zu Beginn auszuräumen: Wir glauben nicht, dass uns etwas fehlt, was wir in anderen Jobs in anderen Unternehmen gelernt hätten. Unser Grundlagenstudium der BWL war uns eine gute Basis und hat uns ein Grundverständnis darüber vermittelt, wie ein Unternehmen funktioniert, das möchten wir definitiv nicht missen.

Aber am Ende bringt man sich dann doch alles selber bei. Fachwissen liest man sich an, alles andere kommt durchs Ausprobieren. Aus unserer Sicht ist die Selbstständigkeit unmittelbar nach dem Studium vor allem eins: eine willkommene Herausforderung.

Und außerdem die beste Persönlichkeitsentwicklung der Welt. Wir können uns einfach nicht vorstellen, wo wir in so kurzer Zeit so viel gelernt hätten — insbesondere in lebenspraktischen Themen wie Selbstorganisation und Zeitmanagement.




Ganz von vorne anzufangen ist anstrengend: es gab keine Struktur, keine Vorgaben, keine “Vorbilder” an denen wir uns hätten orientieren können. Jeder einzelne Prozess, jede einzelne Regel, jeder Ablauf musste selbst geschaffen, geprüft und festgelegt werden. Das ist nicht immer einfach: man verzettelt sich, weiß vor lauter Baustellen gar nicht wo man anfangen soll, der “Haufen” an Arbeit wird immer größer — fertig wird man eh nie.

Aber es bringt auch einen riesen Vorteil: Da es keinerlei festgefahrene Abläufe gibt, entsteht Raum und die Möglichkeit, unbedacht unkonventionelle Wege zu gehen. Was manche von außen betrachtet als “mutig” empfanden, war für uns ganz normal. Im Ausprobieren sind wir unerschrocken: Warum auch nicht? Andere kochen auch nur mit Wasser! Das ist so wichtig und wahr wie es nur sein kann und eine Erkenntnis, die man sich immer mal wieder bewusst machen sollte.


Wir konnten uns unser Unternehmen genau so schaffen, wie wir es haben möchten: Mit schlanken Strukturen, effizienten Abläufen, ohne überflüssige Bürokratie. Eben mit Raum zur Entfaltung und vor allem ganz viel Zeit für’s Wesentliche!

Wir haben uns durch viele, auch für uns sehr fachfremde Themen durchgebissen: Ob Unternehmensgründung, Buchhaltung, Steuererklärung, der Aufbau unseres Online-Shops, erste Flyer oder was auch immer. Wir haben zunächst einmal selbst gemacht, so wenig wie möglich aus der Hand gegeben, uns durchgekämpft und unsere Grenzen ausgetestet. Und am Ende meist Erfolg gehabt. Unser Motto war und ist: Erstmal alles selber machen, dann delegieren.

So langsam kommen wir mehr und mehr zum Delegieren — und auch das macht uns Spaß und bringt wieder neue Herausforderungen in den Bereichen Projekt- und Personalführung mit. Wir freuen uns darauf!

pakilia Firmenkultur


Anfang des Jahres haben wir zum ersten Mal bewusst realisiert, dass wir eine ganz eigene und einzigartige Firmenkultur geschaffen haben. Wir haben sie nicht bewusst und in der Theorie entwickelt, sondern sie hat sich selbst geschaffen und immer klarer herauskristallisiert. Eigentlich war sie schon da, doch nun haben wir sie in unserer pakilia Werte-Wabe festgeschrieben und ja — da kann man schon ein bisschen stolz werden!

Herausforderung und Stärke im virtuellen Team


Sicher besonders ist die Tatsache, dass wir fast ausschließlich in einem virtuellen Team zusammenarbeiten. Wir sehen uns ca. zwei Mal im Jahr und haben dann einige Tage voll gepackt mit Themenworkshops und Zukunftsentwicklung, doch jegliche Kommunikation im Tagesgeschäft findet über die Entfernung statt. Noch dazu mit acht Stunden Zeitverschiebung und demnach größtenteils schriftlich. Für unsere Arbeit sind diese Strukturen Gold wert, denn sie ermöglichen uns, auf beiden Seiten ganz nah dran zu sein: bei den Kunsthandwerkern, wie bei den Kunden.


Damit es funktioniert, fordert es aber ein extrem hohes Maß an Kommunikation (unsere wichtigste Erkenntnis in diesem Zusammenhang war: “Man kann nicht zu viel kommunizieren”). Dabei geht es nicht nur um Fakten, sondern eben auch um viele “soften”, zwischenmenschliche Informationen, die man — wenn man gemeinsam im Büro sitzt — ganz automatisch wahrnimmt. Wenn man sich aber nicht sieht und sich der tägliche Kontakt auf eine Stunde Videotelefonat beschränkt, muss viel mehr ausgesprochen werden. Neben einigen technischen Hilfsmitteln zur Organisation sind das unsere Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im virtuellen Team: Regelmäßige Skype Termine (sich auch dann Zeit nehmen, wenn es gefühlt gerade so gar nicht reinpasst), enger Austausch sowie eine ehrliche und offene Kommunikation.


Junges und dynamisches Einkaufs-Team in Mexiko


Nach wie vor besteht unser Team immer auch aus Studentinnen der ESB Reutlingen, die zum Austausch nach Mexiko kommen. Davon profitieren beide Seiten: Für uns ist es eine wertvolle und nicht wegzudenkende Unterstützung und Säule in den Abläufen im Einkauf in Mexiko — für die Studentinnen ein Blick über den Tellerrand in ein “anderes” Mexiko und eine extrem prägende Erfahrung. Die jungen Frauen bereichern unser Team ungemein und bringen Dynamik und neue Ideen mit. Der Semesterbeginn ist für uns jedes Jahr wieder besonders spannend und mit einer Spur Bangen und Hoffen verbunden, ob wir wieder jemanden finden.




Bisher waren unsere Erfahrungen überwiegend positiv und wir haben tolle Mädels im Team, die einen riesigen Beitrag leisten. Aber die häufigen Wechsel stellen auch eine große Herausforderung dar. Jedes Jahr fangen wir wieder von vorne an, komplett neu einzulernen und das bei immer komplexer werdenden Abläufen und steigendem Arbeitspensum. Immer, wenn sich ein Team gerade so richtig gefunden hat, heißt es schon wieder Abschied nehmen von liebgewonnenen Menschen. Zum Glück sind wir mit vielen der Mädels weit über ihre Zeit in Mexiko hinaus in Kontakt und immer wieder bringen sie sich auch nachträglich für pakilia mit ein. Unsere Dynamik im Team ist für uns ein toller Spiegel für die Entwicklung von pakilia: Von unserem Weg vom studentischen Projekt zum professionellen Unternehmen.

Sonnenschein Melly: Mehr als nur eine Mitarbeiterin


Irgendwann wurde die Arbeit für zwei einfach zu viel. Gefühlt könnten wir schon lange noch viel mehr Leute beschäftigen, aber natürlich spielen hier auch andere Faktoren, allem voran finanzielle Ressourcen, eine große Rolle. Doch selbst wenn man sich Mitarbeiter leisten kann (bei uns war es im Sommer 2015 so weit), ist die Suche nach MitarbeiterInnen alles andere als einfach, denn sie müssen perfekt ins Team passen. Zum Glück hatten wir bei der Suche nach unserer ersten festen Mitarbeiterin die Antwort gleich auf dem Tisch. Es gab keinen Zweifel, es musste Melly sein. 






Die Kindheitsfreundin von Julia, die pakilia seit Beginn begleitet hat — als freiwillige Helferin auf den ersten Weihnachtsmärkten, als Praktikantin und als wertvolle emotionale Stütze. Mit Melly hatten wir also unsere Traum-Mitarbeiterin schnell gefunden — die erfolgreiche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Melly bringt Tag für Tag Herz und Freude ein, extreme Loyalität und Verbundenheit, unfassbare Flexibilität und Einsatzbereitschaft — das ist nicht selbstverständlich! Wir sind so glücklich darüber und sind dir unendlich dankbar Melly, da reichen keine Worte aus. Du bist die Beste!

Schlüssel zum Erfolg: Ein starkes Team


Auch wir, Julia und Miri, marschieren jetzt schon fünf Jahre eng verbunden durchs Leben und leben gemeinsam unseren Traum von pakilia. Wir ergänzen uns perfekt, unsere entgegengesetzten Stärken sind ein riesiger Vorteil und bringen pakilia tagtäglich in großen Schritten voran. Gleichzeitig erfordern sie aber auch viel Feingefühl im Umgang miteinander. Wir haben einen weiten intensiven Weg der gemeinsamen Entwicklung hinter uns, haben unzählige ausführliche Gespräche geführt, uns auseinander gesetzt und in der Anfangszeit so manches Mal die Sachebene aus den Augen verloren. Die Auseinandersetzung und die Mühe haben sich gelohnt, denn heute arbeiten wir auf einer extrem professionellen, wertschätzenden und auch freundschaftlichen Ebene zusammen. Wir sind uns bewusst, dass wir in dieser tollen Geschäftspartnerschaft viel Glück gehabt haben. Dass es allerdings tatsächlich so gut funktioniert, dafür haben wir auch viel getan.

Persönlichkeitserfahrung und -entwicklung


Jede Einzelne von uns hat ihre eigenen Themen, ihre eigene Geschichte, ihre Schwächen und ihre Stärken mitgebracht. Immer wieder muss man sich selbst aus dem Sumpf ziehen, wenn man sich verrannt hat, oder vor lauter Enthusiasmus und Tatendrang die eigenen Grenzen ignoriert. Auch hier sind wir immer wieder im Austausch, und doch muss jede für sich selbst und an sich selbst wachsen. Sich selbst organisieren und in dem ganzen Haufen Arbeit jeden Tag aufs Neue die Prioritäten festlegen. Grenzen akzeptieren und Strategien entwickeln, wie man den Absprung findet aus dem Hamsterrad, wenn es sich doch wieder mal zu schnell dreht. Mit den eigenen Ansprüchen an sich selbst umgehen, “Fehler” abhaken, daraus lernen und weitermachen ohne zu sehr über Vergangenes zu hadern.

Loslassen üben und delegieren lernen, neue Aufgaben annehmen und meistern. Und sich bewusst machen: Schwächen sind auch Stärken! Das alles sind persönliche Aufgaben und doch haben und nutzen wir unser Team, um uns auch bei diesen Aufgaben immer wieder gegenseitig zu unterstützen und zu bestärken und uns gemeinsam weiter nach vorne zu bringen. Denn mit Zusammenhalt, konzentrierter Arbeit an sich selbst und am Miteinander, einer reflektierten Selbsteinschätzung und einem ehrlichen Umgang ist alles möglich! Was bleibt abschließend zu sagen… Unser Weg als junge Gründerinnen war nicht immer einfach, aber wir haben schon viel erreicht. Das Unternehmen pakilia wird nie zum Selbstläufer, sondern es geht immer weiter und wir stecken uns immer neue Ziele. Das war von Anfang an so und wird wohl bleiben. Jedoch haben wir heute ein gewisse Sicherheit, die dann doch Ruhe verleiht. Wir haben uns Selbstbewusstsein erarbeitet und wissen wo wir stehen. Wir bleiben enthusiastisch und arbeitswütig und können uns dennoch mal zurücklehnen und manches etwas gelassener betrachten.


Beitrag von Miriam Müller (2017)


Miriam Müller hat 2017 davon berichtet, wie es ist, als junge Frauen Gründerinnen zu werden. pakilia arbeitet aus zwei Kontinenten und zwei verschiedenen Zeitzonen. Dies macht unsere Zusammenarbeit im Team besonders spannend. Für einen Einblick in die Herausforderungen junger Gründerinnen könnt Ihr Euch durch diesen Bericht stöbern.