Wirtschaftliche Lage in Mexiko


Wie es ist am Existenzminimum zu leben oder zumindest mit sehr wenig auszukommen, können sich die meisten in Deutschland kaum vorstellen. Wir vom Pakilia-Team, wie viele unserer Generation, konnten uns vor unseren Erfahrungen in Mexiko und anderen Entwicklungs- bzw. Schwellenländern kaum vorstellen, wie es ist, ein Leben in Mangel statt Überfluss zu führen. Unsere Eltern haben das zum Teil noch miterlebt. Einige ihrer Generation wissen, wie es sich anfühlt, sich im wahrsten Sinne des Wortes etwas vom Mund ab zu sparen. In Mexiko leben über 50% der Bevölkerung in Armut. Das Durchschnittseinkommen beträgt ca. 7600 Euro im Jahr, wobei zu beachten ist, dass sich ca. 37% des Reichtums im Land in der Hand von 10% der Gesellschaft befindet. (Weltbank) Zum Vergleich: 2% des Einkommens verteilt sich auf die ärmsten 10% der Bevölkerung. Das bedeutet viele Menschen leben von weniger als 2000 Euro im Jahr (OECD). Kaum vorstellbar. Für die Menschen heißt das, das Geld wird für das Nötigste ausgegeben. An Sparen ist kaum zu denken. Dies macht Genüsse wie Reisen und Luxusgüter für den Großteil der Bevölkerung unerschwinglich. Kosten für Schulbesuch und Gesundheit werden zu einer echten Herausforderung. Zudem schafft das geringe und oft unregelmäßige Einkommen große Unsicherheit in der generellen Lebenssituation. Wirtschaftliche Planung für Morgen ist unmöglich. Deshalb sind Mexikaner große Künstler im Improvisieren. Jeden Tag aufs Neue verschreiben Sie sich dieser Kunst und kommen somit über die Runden. Wer kann, baut sich ein kleines, einfaches Haus aus Stein und Beton. Wer nicht kann, baut sich ein Haus aus Karton und Sperrholz oder teilt sich ein Zimmer mit der ganzen Familie.

Familien mit geringem oder mittlerem Einkommen wenden mehr als 50% des Einkommens für Basisartikel wie Essen und Wohnraum auf. Rund 5% des Einkommens der Ärmsten und rund 10% des Einkommens der Personen mit mittlerem Einkommen geht in Bildung. Ob einem das nun viel oder wenig erscheint, in den Monaten des Schulbeginns werden aufgrund der hohen Schulausgaben andere Wirtschaftszweige lahm gelegt. Auch wenn es in Mexiko staatliche Bildung gibt, ist diese meist nicht überragend. Jeder der es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf eine private Schule. Wer es sich nicht leisten kann, schickt sie auf die Staatliche, wo dennoch Kosten für Schuluniformen und Materialien anfallen, was für viele Familien eine hohe Belastung bedeutet. Darum bevorzugen einige, die Kinder zum Arbeiten zu schicken. Denn sie können die Belastung nicht tragen und halten oft sowieso nicht viel von der staatlichen Bildung. Dennoch, der Trend ist positiv und die Mehrheit der mexikanischen Jugendlichen besucht eine Schule. In den Eintrittsmonaten, wenn Schulgebühren und andere Schulausgaben anfallen, beschränken die Familien deshalb ihren übrigen Konsum. Wie bereits erwähnt ist Planen auf lange Sicht sehr schwierig, weshalb das Zahlen der Schulausgaben den Konsum anderer Güter substituiert. Das bekamen im Monat August auch unsere Schmuckproduzenten in Taxco zu spüren, wo der nationale Konsum dermaßen einbrach, dass viele Produzenten ihre Manufaktur zeitweise schließen mussten, um anderswo nach Arbeit zu suchen. Seither hat sich die Lage kaum verbessert, da zusätzlich die externe Nachfrage fehlt. Aufgrund verschlechterter Sicherheitslage und Auswirkungen des Hurrikans bleibt der Tourismus im Bundesstaat Guerrero aus. Dies verdeutlicht die wirtschaftliche Unsicherheit in der viele mexikanische Familien leben und die Notwendigkeit der Improvisation zum Überleben. Deshalb wünschen wir von Pakilia uns, den Produzentenfamilien in Taxco auf lange Sicht, durch unsere Zusammenarbeit zu einem geregelteren Einkommen und mehr Planungssicherheit zu verhelfen. Getreu unseres Mottos „Freude geben“, hoffen wir damit einen kleinen Beitrag für ein gerechteres Mexiko zu leisten und das mexikanische Kunsthandwerk zu erhalten.

Mexiko ist ein wirtschaftlich sehr unstabiles Land. Es ist in einem großen Maß von Armut betroffen, sowie von unterschiedlichen gesellschaftlichen Problemen. In diesem Bericht haben wir die wirtschaftliche Lage in Mexiko näher beschrieben, um einen kleinen Einblick in diesen ganz anderen Alltag zu geben.