Von der Idee bis heute - ein Traum namens pakilia

Heute ist pakilia bereits dem/der Ein oder Anderen ein Begriff und steht für ein junges Unternehmen mit einem dynamischen Frauenteam, strahlenden Gesichtern, ein quer über den Globus verteiltes Team (Julia lebt in Mexiko, Miri in Freiburg & Melly in Gießen, überall gibt es UnterstützerInnen). Man kennt unseren Online-Shop, findet den Schmuck in Weltläden, kann Schmuckabende erleben und trifft uns auf diversen Märkten & Messen im Sommer und im Winter. pakilia hat ein Logo, es gibt Flyer, gestaltete Stände, Grußkarten der Kunsthandwerker und und und… Alles scheint fast selbstverständlich. Und doch gab es vor fünf Jahren noch nichts von alledem. Wie also wurde pakilia zu dem, was es ist?

Unser Studium der Internationalen BWL an der ESB Reutlingen führte uns für zwei Jahre nach Mexiko und brachte uns viele beeindruckende, faszinierende Begegnungen und Erfahrungen und jede Menge ganz normales Studentenleben.

Um das Land besser kennenzulernen, nutzten wir viele Wochenenden zum Reisen und so landete Julia 2011 das erste Mal in Taxco, dem wunderschönen Bergstädtchen in Guerrero, gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Simon Ruf.

Die viele Silberkunst, für die Taxco auch als Silberstadt weit über die Grenzen Mexikos hinaus bekannt ist, kann man als Besucher nicht übersehen und sie zog die beiden direkt in ihren Bann. Gespräche mit Kunsthandwerkern vermittelten einen ersten Eindruck von der Lage vor Ort: wenig Verkaufsmöglichkeiten, fehlende Kundschaft, großer Preiskampf unter dem die Qualität leidet, sogar Konkurrenzprodukte aus Billigproduktion in Fernost.


Hier keimte die Idee für pakilia auf — der Gedanke, dass es in Deutschland ganz bestimmt Menschen gibt, die Freude an dem Schmuck haben und Handarbeit sowie gute Qualität wertschätzen und die Idee, dass die Voraussetzungen zur Zusammenarbeit eigentlich perfekt sind: Das handwerkliche Geschick und Wissen von Seiten der Silberschmiede und der kaufmännische Hintergrund, sowie die Kenntnis beider Länder und Sprachen auf unserer Seite. Die Idee ließ Julia und Simon nicht mehr los und so kam es 2012 zur Gründung von pakilia — in Mexiko und in Deutschland. Der Name ist bis heute Konzept: pakilia ist Nahuatl und bedeutet „Freude geben“ — genau das wollen wir auf beiden Seiten: bei den Kunsthandwerkern und unseren KundInnen in Deutschland.

Im Spätsommer 2012 fand dann auch Miriam ins Team und war schnell durch und durch von dem Funken angesteckt: In ihrer Studienabschlussarbeit schrieb sie die erste Thesis über pakilia — unseren Businessplan. Heute noch eine tolle Lektüre für uns, ist doch die Grundidee die gleiche geblieben, auch wenn sich vieles natürlich ganz anders entwickelt hat.
Während in Mexiko das Konzept theoretisch festgeschrieben wurde, lief in Deutschland der Praxistest auf Hochtouren: Der Online-Shop wurde ins Leben gerufen, erste Weihnachtsmärkte bestückt, Mexiko-Schmuck-Abende durchgeführt und ein erstes Sortiment zusammengestellt. Mit einem Großteil unserer Partner der ersten Stunde arbeiten wir auch heute noch in Taxco zusammen!
Simon entschloss sich nach einem halben Jahr, einen anderen Weg einzuschlagen und neue Schwerpunkte zu setzen und trennte sich von pakilia. Danke für Alles!

Unser Gründer-Team hatte sich nun also endgültig formiert und den Sommer 2013 verbrachten Julia und Miri gemeinsam in Deutschland und schmiedeten weitere Pläne. Aufschwung gab uns in dieser Phase auch der Gewinn des Publikumspreises beim Gründerpreis der Schwäbischen Zeitung — beworben hatten wir uns hier ohne große Hoffnung. Plötzlich standen wir bei der Preisverleihung auf der Bühne und verstanden es als ein klares Zeichen: pakilia ist gewollt und hat Zukunft!
Nach dem Studium stand immer noch die Überlegung im Raum, uns “normale Jobs” zu suchen und in unserer Freizeit pakilia voranzubringen — schließlich hatten wir kein Kapital und mussten von irgendetwas leben. Doch uns war sehr bewusst, dass dieser Traum nebenher wohl keine Wirklichkeit werden könnte und wir uns da mit viel Einsatz durchbeißen müssten. Und vielleicht war es auch der Gründerpreis, der den Impuls gab, vollständig ins kalte Wasser zu springen und alles auf eine Karte zu setzen. Familie und Partner waren uns in dieser Zeit eine riesige Unterstützung — vielen Dank Euch

Natürlich stand die große Frage nach dem geeigneten Vertriebskonzept im Raum und mehr durch Zufall stießen wir dabei auf die Weltläden und damit den fairen Handel. Als wir tiefer eintauchten und uns Konventionen und Selbstverständnis durchlasen stutzen wir zunächst: Eigentlich sollten doch ein faires Miteinander und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe für jeden Handel die Norm sein — leider sieht die Realität aber anders aus. Für uns war das jedoch von vornherein Grundvoraussetzung und so wurden wir schnell zu einem Akteur des fairen Handels, ohne uns mit dieser Absicht ins Abenteuer gestürzt zu haben. Zwei erste Kontakte wollen an dieser Stelle genannt werden: Über Simon gab es früh eine Verbindung zum Fair Handelshaus Bayern, das uns von Anfang an begleitete. Zudem war es die Anfrage vom “Fairen Jakob”, dem Weltladen in Feucht, die uns dazu verleitete, diesen Vertriebskanal aktiv anzugehen und in der Weltladen-Welt unseren Platz zu finden. Zwar konnten wir uns zu Beginn die Anerkennung zum überprüften Lieferanten durch den Weltladen Dachverband noch nicht leisten, doch ein Anfang war gemacht und mit zahlreichen Gesprächen, Telefonaten und Besuchen konnten wir uns langsam die ersten Plätze in den Vitrinen der Weltläden Süddeutschlands sichern.

Viele tolle Grafikprojekte von unserer Designerin Edith unterstützen und stärken unsere Marke pakilia. So haben wir über die Jahre in enger Zusammenarbeit auch unseren ganz eigenen pakilia Stil entwickelt und gefunden.

Im November 2013 hatten wir dann noch einen weiteren spannenden Auftritt: Von dem Sender bw family wurden wir in die Sendung “BW Land und Leute” eingeladen — das Ergebnis findet ihr hier.

Von Anfang an setzten wir für pakilia auf organisches Wachstum und Entwicklung von Innen heraus, bis heute waren wir auf keine Finanzierung angewiesen. Wir haben klein angefangen und uns dafür in eine rasante Entwicklung gestürzt: Von Jahr zu Jahr konnten wir unseren Umsatz fast verdoppeln.

pakilia wurde und wird nach wie vor von Studentinnen mitgestaltet und getragen, eine nicht wegzudenkende Säule, die uns viele Entwicklungsstufen vorangebracht hat. Ihr seid super und aus der Geschichte pakilias nicht wegzudenken! Vielen Dank Anna, Anna-Lena, Anne, Ann-Sophie, Lisa, Julia, Flo, Maddie, Verena, Nicola, Lisa und allen anderen WegbegleiterInnen, die uns mit verschiedensten Projekten vorangebracht haben.

2014 folgte dann die zweite Thesis über pakilia von Anna-Lena, die sich mit der Entwicklung Taxcos und der Wirkung des fairen Handels auseinander- gesetzt und hierzu spannende Informationen zusammengetragen hat. Unter anderem entstand in den Interviews von Anna der Kontakt zu unserem Kunsthandwerker Aaron. Einen riesigen organisatorischen Meilenstein brachte uns Julias Masterthesis, die sich mit der passenden Gesellschaftsform für pakilia auseinandergesetzt hat. Als mini kleines Unternehmen mit intensiver internationaler Zusammenarbeit von Anfang an stellten wir einen Sonderfall dar, der so manchen Experten zu Beginn ratlos machte. Nach der Arbeit jedoch stand fest: Wir können rein als deutsches Unternehmen operieren und waren damit auf einen Schlag einen mühsamen Klotz mexikanische Bürokratie los, sowie die Bürde, unsere Steuererklärung in zwei Ländern abzugeben. Ab sofort hatten wir noch mehr Zeit für das Wesentliche! Danke Julia für deine Mühen, dich durch dieses (Steuerberater nehmt es mir nicht übel) unendlich trockene Thema durchzukämpfen.



2014 standen wir dann auch zum zweiten Mal auf einer Bühne: Beim Elevator Pitch in Ulm konnten wir gleich zwei Preise abräumen! Mit dem Pitch von Miri wurden wir zweiter Gesamtsieger des Abends und konnten uns auch bei diesem Wettbewerb wieder den Publikumspreis sichern. Leider konnten wir unsere Wild Card für’s Baden-Württemberg-Finale dann aufgrund von Terminüberschneidungen gar nicht wahrnehmen…

In einem Praktikum unterstütze uns Eva tatkräftig bei den weiteren formalen Schritten: Der Anmeldung unserer Marke pakilia. Vielen Dank dafür und für Vieles mehr an dieser Stelle! 2014 kam dann auch der nächste Schritt in Richtung Weltläden: Durch den Weltladen Dachverband wurden wir als Lieferant der Weltläden in Deutschland anerkannt und wenig später im Fair-Band als Mitglied aufgenommen. Beides half uns dabei, weitere Kunden unter den Weltläden zu gewinnen. Spannend war auch der erste Auftritt auf einer “richtigen” Messe für uns: der FairTrade & Friends in Dortmund. Aufgeregt und als völlige Neulinge reisten wir an, hatten nach anfänglichen Kämpfen mit Beleuchtung und Standbau tolle ereignisreiche Tage, wurden herzlich in die Fair-Handels-Messefamilie aufgenommen und fühlten uns zwischenzeitlich an unserem Stand vor lauter begeisterter Kundschaft vollkommen überrannt. Es war völlig klar: Messe macht Spaß — wir wollen mehr davon!


Auch 2015 konnten wir wieder ein wichtiges und spannendes Thema in einer Bachelor-Thesis intensiv angehen: Dieses Mal war es Julia W., die einen Entwurf für das Direktvertriebskonzept entwickelte und so den Grundstein zu unserem Botschafter-Modell legte. Zugleich ging es dann auch in die Umsetzung in Deutschland und es legten die ersten Botschafterinnen los. Unsere gute Seele Claudi ist bis heute im Raum Oberschwaben voll aktiv und hat den Zauber Mexikos schon in viele Wohnzimmer gebracht!

Außerdem konnten wir — lange herbeigesehnt — unsere strahlende Melly endlich fest ins Team holen, die seitdem (und eigentlich schon vorher) ein nicht wegzudenkender Bestandteil unseres Teams ist. Melly, du bist einfach wunderbar :-)

Auch in Mexiko stand die Entwicklung zu keinem Zeitpunkt still: 2015 kamen mit Adrián von der “Manufaktur Faadri” und den Brüdern Velazquez zwei neue Familien dazu und unser Sortiment entwickelte sich stetig weiter. Und im Hintergrund passiert ebenfalls unglaublich viel: Abläufe und Prozesse werden ständig kritisch unter die Lupe genommen und verbessert. Und auch die Kunsthandwerker werden nach und nach immer an weitere Arbeitsschritte herangeführt, sodass wir weiter zu einem guten Team zusammenwachsen. Seit 2015 können wir in Taxco bei unseren Besuchen unsere eigenen temporären Räumlichkeiten beziehen — die Übergaben und Besprechungen finden von nun an nicht mehr auf dem Markt im Trubel statt, sondern die Kunsthandwerker kommen zu einer festgelegten Zeit (zumindest theoretisch ;-) ) zu uns — dank unserer langjährigen Freundin Fanny und ihrer Familie aus Taxco haben wir hier Platz und Raum für eine professionelle Zusammenarbeit. Gracias a ti Fanny, a Jorge y toda la familia! Immer wieder öffnen sich die Kunsthandwerker mehr und erzählen aus ihrem Leben, von Schicksalsschlägen und Herausforderungen. Wir haben großen Respekt vor diesen starken Persönlichkeiten, die trotz häufig widriger Umstände viel erreichen.


In Deutschland wurde der Erfolg zunehmend sichtbar: Über 130 Geschäfte haben 2015 bereits unseren Schmuck angeboten. Immer häufiger wurden wir auch für Vorträge angefragt und eingeladen.

Nachdem wir in Dortmund auf den Geschmack gekommen waren, ging es 2015 gleich auf zahlreiche Fachmessen und im Winter wurde dann auch das Weihnachtsgeschäft intensiviert: Über 120 Markttage können wir in der Weihnachts-Saison 2015 verbuchen. Harte Arbeit, aber dank einem tollen Team doch möglich! Alles in allem konnten wir durch viel Engagement und Einsatz auch 2015 unseren Umsatz verdoppeln.


Fast schon zum Programm dazugehörend gab es auch 2016 wieder eine pakilia-Thesis. Lisa wagte sich an das komplexe Thema des informellen Sektors in Mexiko mit Blick auf die soziale Absicherung — und erarbeitete das Thema ihrer Abschlussarbeit anhand des Beispiels der Kunsthandwerker in Taxco. An der Sensibilisierung der Kunsthandwerker für diese wichtigen Themen und umfangreicher Beratung sind wir nun schon einige Jahre dran. Schon lange begleitet uns der Gedanke, unser Angebot in Taxco hierzu weiter auszubauen, eine Art Schulungszentrum zu errichten, sodass nach und nach noch mehr Menschen von unserer Arbeit profitieren können. Dies umzusetzen - zum Beispiel mit Hilfe der Gründung eines Vereins - ist ein weiteres Ziel, das wir fest vor Augen haben.

Auch Anna, die gemeinsam mit Lisa im Einkaufs Team wirkte, brachte sich umfangreich bei pakilia ein und widmete sich in einem Praktikum bei pakilia in Mexiko überwiegend selbstständig einem “B2B Projekt”, indem sie nach einer ausführlichen Marktstudie gemeinsam mit neuen Kunsthandwerkern hochwertige individualisierbare Produkte entwarf und auswählte. Das Projekt trägt Früchte: Dieses Jahr haben wir bereits verschiedene Modelle von hochwertigen Silber-Lesezeichen für einen Verlag hergestellt. Danke Anna, für diesen wertvollen Beitrag und deine beeindruckende Arbeit!

Der unangefochtene Höhepunkt unserer bisherigen Geschichte folgte im September 2016 bei der fairen Woche. Durch unsere Mitgliedschaft im Fair-Band und die uns dadurch zugängliche finanzielle Unterstützung des Forums Fairer Handel konnten wir unsere liebe Luz Amalia zu einer Produzentenrundreise nach Deutschland einladen. Einen ausführlichen Bericht zu dieser tollen Zeit findet ihr hier.

Um der wachsenden Zahl unserer Kunden — 2016 wurden es dann über 200 Geschäfte (die aktuelle Auflistung gibt es hier) — gerecht zu werden und unseren Service auszubauen, nahmen wir 2016 auch die Zusammenarbeit mit dem Handelsvertreter Uwe auf, der seitdem in Läden quer durch Süddeutschland auch unser Sortiment vorstellt.

Auch zu Weihnachten konnten wir wieder eine Schippe drauflegen und insgesamt über 140 Markttage gestalten — bis zu 15 Events parallel managen wir inzwischen an einem Wochenende. Das bringt uns selbst im Winter das ein oder andere Mal ins Schwitzen, macht aber gleichzeitig große Freude.

Dass wir immer wieder über uns hinauswachsen ist nur möglich durch unser wahnsinnig tolles Team zahlreicher UnterstützerInnen — auf Märkten und im Versand wären wir ohne eure Unterstützung komplett aufgeschmissen! Außerdem sind an dieser Stelle unsere unendlich tollen KundInnen zu erwähnen, die uns durch Mails, Anrufe und Gespräche immer wieder so viel Kraft und Energie geben, unseren Weg weiter zu verfolgen.

Und so war prompt das Jahr 2017 da und es gab schon wieder eine ganze Reihe toller Entwicklungen bei pakilia. Eine große Unterstützung sind uns Mayra und Diana, die unter Julias Anleitung seit einigen Wochen unsere “Oficina México” — unser mexikanisches Büro — komplettieren. Auch in Taxco gab es wieder tolle Fortschritte und so unterstützt uns seit Frühjahr Betty von der Manufaktur “Ian” auch bei organisatorischen Aufgaben in der Silberstadt. Wir sind froh, hier ein Einkommen zu schaffen wo es wirklich wirkt und die Kunsthandwerker untereinander zu stärken und zu vernetzen.

Außerdem — es wird langsam zur Tradition — hatten wir wieder eine tolle pakilia Thesis, in der unsere Flo ein großes und lange angedachtes Projekt so richtig ins Rollen gebracht hat. Mit ihrem Entwurf für ein “Customer-Relationship-Management System” für pakilia wollen wir in Zukunft einen noch besseren Service für unsere Weltladen-Kunden bieten. Ihr dürft gespannt sein!

In Deutschland wächst unsere Arlette mehr und mehr ins Team, im vergangenen Jahr hatte sie unseren youtube Channel mit ihren tollen Videos zum Leben erweckt. Nun steigt sie auch in die Betreuung unserer Weltläden mit ein und ist für pakilia in NRW unterwegs.


Beitrag aus 2017

pakilia ist aus einer Idee während unseres Auslandstudium in Mexiko entstanden. Dabei wollten wir den wunderschönen Silberschmuck nach Deutschland bringen und den Menschen in Mexiko eine Lebensgrundlage geben. Entdeckt in diesem Bericht die Entwicklung pakilias.