Die Maya - Der Untergang einer Hochkultur

Die Maya, sie sind eines der bedeutendsten Urvölker Amerikas. Vor tausenden von Jahren ließen sie sich in der Region des südlichen Mexikos, Guatemalas, El Salvadors und von Honduras und Belize nieder. Ihre Heimat wurde der wirtliche Regenwald der Region. Neben fruchtbaren Böden gab es Jagdwild und Fruchtbäume. Das Hauptnahrungsmittel der Maya stellte der Mais. Er wurde großflächig zur Ernährung der Bevölkerung angebaut und stand gleichbedeutend mit dem Leben. Daher war der Maisgott „Ah Mun“ der wichtigste aller von den Maya verehrten Götter. Maya bedeutet die „Maismenschen“, denn ihr Glaube besagt, dass der erste Mensch aus Mais geformt wurde. Das Volk gilt als eine der bedeutendsten Hochkulturen des prähispanischen Kontinents. Sie waren Meister der Architektur, Astronomie, Mathematik und Erfinder einer Schrift mit ausgeklügelten Schriftzeichen. Diese sind heute die größte Hoffnung der Forscher, die Geheimnisse der antiken Kultur zu lüften, denn die Geschichte der Maya ist sagenumwoben. 

Besonders der Untergang der Hochkultur, noch bevor die Spanier Mexiko erreichten, stellt ein Rätsel dar, dem man nur langsam auf die Schliche kommt. Generell unterteilt sich die Ära der Maya in drei verschiedene Phasen. Die präklassische, die klassische und die postklassische Periode. Die präklassische wird auf ca. 1000 v.Chr. bis ca. 320 n.Chr. datiert. Diese Zeit wird auch die „landwirtschaftliche Zeit“ genannt. Sie legte das Fundament der Maya Kultur. Mit zunehmendem Wohlstand bildeten sich große Herrschaftsbereiche heraus, die im Konkurrenzkampf zueinander standen. In der klassischen Periode von ca. 320 bis 987 n.Chr. traten besonders die zwei Reiche Tikal und Calakmul hervor, die verfeindet waren und ihre Vorherrschaft sichern wollten. Der Wohlstand führte auch zu einem großen Bevölkerungswachstum. Man schätzt, dass mehrere Millionen Menschen die Gegend besiedelten. Die wachsende Bevölkerung hatte eine enorme Ausweitung der Produktion zur Folge. Die Maya nutzten die Brandrodung und verstanden die düngende Wirkung der Asche. 

Doch die Böden des Regenwaldes brauchten Zeit sich zu regenerieren, um wieder fruchtbar zu sein. Dies führte zu einer fortlaufenden Abrodung der Wälder und einer starken Erosion der Böden. Die Ernährungssicherheit der Bevölkerung wurde zunehmend zum Problem. Zur selben Zeit führten die Machtbestrebungen verschiedener Herrscher zu zahlreichen Kriegen. Die „Krieger-Königin“ aus Naranjo, welche loyal zur Großmacht Calakmul stand, steht im Verdacht, aufgrund eigener Machtbestrebungen, eine Mühle der Gewalt und des Krieges losgetreten zu haben. Als Resultat besiegte jedoch Tikal den Erzfeind und Beschützer der „Krieger-Königin“ Calakmul. Damit war ein bis dahin existierendes Gleichgewicht der Macht auf den Kopf gestellt. Tikal gelang es nicht, die nun frei werdenden Gebiete des ehemaligen Calakmul zu integrieren und zu beherrschen. Das Machtvakuum wurde von Warlords gefüllt, welche die Vorherrschaft über die Gebiete erlangen wollten. Das Reich der Maya zerfiel in zersplitterte Regionen, welche erbitterte Kleinkriege gegeneinander führten. Auch das soziale Gefüge der einzelnen Reiche geriet aus den Fugen. 

Zuvor hatte eine klare Hierarchie in der Gesellschaft für Ordnung und die Erfüllung aller wichtigen Funktionen sowie der Planung einer ausgeklügelten Infrastruktur geführt. Die Gottkönige bildeten das Oberhaupt der Gesellschaft und waren in der Lage, unter Blutritualen, in die Unterwelt der Götter einzutauchen und mit ihnen zu kommunizieren sowie Regen und reiche Ernten zu erbeten. Die Warlords konnten diese Funktion nicht glaubhaft erfüllen, zumal sich die Lage der Ernährung zunehmend verschlechterte. Somit gab es nicht nur ein Aufbegehren verschiedener Regionen gegeneinander, sondern auch der unteren gegen die obere soziale Schicht. Das hochentwickelte System der Maya geriet aus den Fugen. Das soziale Gefüge war dem Untergang geweiht, doch Teile der Bevölkerung überlebten die Umschwünge. Sie lebten jedoch in der postklassischen Zeit unter schwierigen Bedingungen. Das Ernährungsproblem wurde durch schwerwiegende Dürren erschwert. So finden die Forscher heute verlassende Städte vor, die von den Einwohnern scheinbar mit der Intention zurück zu kehren verlassen wurden. 

Sie flohen auf der Suche nach Wasser, kamen jedoch nie zurück. Die Geschichte des Volkes der Maya erzählen heute die Hieroglyphen an den Stelen aus Stein, welche die Jahrhunderte überdauert haben. Viele davon sind gut erhalten, doch bisher kann man nur einen Teil davon entziffern. Denn die Schrift der Maya ging mit der Ankunft der Spanier, welche die Aufzeichnungen für Teufelszeug hielten, verloren. Heute beschäftigen sich Forscher mit der Rekonstruktion und Entzifferung. Hinzu kommt, dass weite Teile des früheren Maya-Reiches noch irgendwo unter den Auswüchsen des Regenwaldes verdeckt liegen und große Geheimnisse bergen. So bleibt die Geschichte der Maya bis heute ein Mythos. Doch die bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass die damalige Entwicklung hoch aktuelle Themen birgt. Wenn heute die Nachhaltigkeitsdebatte und Fragen der Ernährungssicherheit die globale Agenda beschäftigen, sieht man, dass die Maya eine solche Krise bereits durchlebt haben. 

Die Übernutzung der Böden, die ständige Ausweitung der Anbauflächen durch Brandrodung, zunehmendes Bevölkerungswachstum… all das sind Themen, die uns heute sehr bekannt vorkommen und unsere globalisierte Welt vor die vielleicht größte Herausforderung stellen: unser Überleben zu sichern. Die Erfahrung der Maya zeigt wie es zur Zerstörung von Gesellschaften und sozialen Gefügen kommen kann. Massenmigration ist eine Folge davon. Auch das können wir auf unsere heutige Zeit beziehen, denn die globale Migrationswelle hat bereits begonnen. Dies geht Hand in Hand mit dem Chaos, das ein Machtvakuum hinterlassen kann, wie das Beispiel der Maya zeigt. Solches Chaos erleben wir heute in Mexiko im Drogenkrieg, wo sich rivalisierende Banden die Köpfe einschlagen, seit zentrale Führungsfiguren ihr Leben ließen. Genauso in den Ländern des arabischen Frühlings, wo der Bürgerkrieg mancherorts kein Ende nimmt. 


Es erscheint mir interessant zu sehen, welche Parallelen sich in gesellschaftlichen Strukturen vergangener Jahrtausende und der heutigen Zeit erkennen lassen und wie aktuell die damaligen Probleme heute aus globaler Sicht sind. Die Geschichte zeigt, dass wir uns den Problemen stellen sollten. Denn so sehr wir uns in unseren Strukturen in Sicherheit wägen, ein Untergang einer Gesellschaft ist möglich und die drängenden Fragen des nachhaltigen Umgangs mit unseren Ressourcen und der Ernährung der Weltbevölkerung werden sich nicht von alleine regeln, zumindest nicht in unserem Sinne. Lässt man der Natur ihren Lauf oder nimmt man die Probleme in die Hand? Die Frage ist auch, wer das entscheidet. Heute wie damals stehen Interessenskonflikte und Machtbestrebungen einer humanen Lösung im Weg. Es bleibt zu hoffen, dass wir trotzdem eine finden.

Beitrag von Anna-Lena Schmid (2015)


Dieser Bericht erzählt über eines der bedeutenden Urvölker Südamerikas. Ihre Geschichte ist tief verwurzelt in der mexikanische Gesellschaft. Anna Lena Schmid hat sich näher mit der Thematik beschäftigt und einen spannenden Überblick darüber gegeben sowie Parallelen zur heutigen Zeit gezogen.